Drei Spiele, ein Soundtrack

Komponiert, inspiriert, kopiert?

von Simon Quernhorst


Viele Spiele, die wir vor Jahrzehnten gespielt haben, hinterlassen oft gerade wegen ihrer Soundtracks einen bleibenden Eindruck. Bei mir ist dies besonders bei frühen C64-Musiken der Fall, wenn man bedenkt, wie rudimentär die Technik sowie die Entwicklungstools Anfang der 1980er Jahre noch waren. Umso härter trifft mich dann jedoch die Erkenntnis, wenn Musiken nicht selbst komponiert, sondern durch Stücke aus anderen Werken ‚inspiriert‘ wurden. Dies haben wir zum Beispiel in der Lotek64-Ausgabe 64 für International Karate und für Last Ninja 2 aufgedeckt.


Beim Testen einiger Module für das Super Nintendo (SNES) fiel mir kürzlich das Spiel „Street Racer“ von Entwickler Vivid Image und Publisher Ubi Soft aus dem Jahr 1994 in die Hände. Dieser Mario-Kart-Clone enthält unter anderem eine Spielfigur namens Helmut und jeder der auswählbaren Charaktere besitzt eine eigene Musik, die auf entsprechenden Strecken verwendet wird. Helmut ist dabei älteren Jahrgangs, trägt eine Fliegerkluft und eine Animation verwandelt sein Fahrzeug in ein Flugzeug. Alle Musiken lassen sich im Options-Menü des Spiels anhören und „Helmuts Tune“ weckte bei mir sofort Erinnerungen an das C64-Spiel „1942“ der Firma Elite aus dem Jahr 1986. Wer nun aber denkt, dass SNES-Composer Allister Brimble einfach bei C64-Musiker Mark Cooksey abgekupfert hätte, könnte jedoch irren…


Denn Ursprung der eingängigen Melodie ist der Kriegsfilm „Kampfgeschwader 633“ (Originaltitel „633 Squadron“) aus dem Jahr 1964. Komponist Ron Goodwin schuf das wiedererkennbare Thema des Films. Alle drei Musiker sind übrigens Briten, und da sowohl der Film als auch die Musik sehr populär wurden, liegt die Inspiration auf der Hand. Und so verwundert es dann zusätzlich nicht mehr, dass auch die C64- und Amstrad-CPC-Versionen von „Into the Eagle’s Nest“ der Firma Pandora aus dem Jahr 1987 unverkennbar diese Musik enthalten. Während jedoch Programmierer und Grafiker der C64-Version im Spiel und auf der Verpackung erwähnt werden, bleibt der Musiker hier ungenannt…