Als der texanische Autor Robert E. Howard Anfang der 1930er-Jahre für Weird Tales, ein damals äußerst beliebtes Pulp-Magazin, in dem auch Howards Brieffreund H.P. Lovecraft einige seiner Kurzgeschichten veröffentlichte, den prähistorischen Barbaren Conan erfand, war kaum vorhersehbar, welche Spuren diese Figur in der Populärkultur des 20. Jahrhundert hinterlassen würde. Mit dem kommerziellen Erfolg der beiden Filme Conan der Barbar (1982) und Conan der Zerstörer (1984) mit Arnold Schwarzenegger als muskelbepackter Schwertkämpfer war es keine Frage mehr, dass der Barbar auch unsere Heimcomputer erobern musste.
Datasoft hat in der C64-Welt keine allzu großen Akzente gesetzt, sieht man vom Evergreen Bruce Lee (1984) ab, das bis heute zu den beliebtesten Spielen gehört. Conan, manchmal auch mit dem Zusatz „Hall of Volta“ versehen, ist ein heute beinahe vergessenes Spiel, obwohl Versionen für mehrere Plattformen veröffentlicht wurden.
Im Spiel muss Conan einen Bösewicht namens Volta besiegen, der sogar mit einem Van-de-Graaff-Generator (Level 6) kämpft. Das scheint nicht recht in das Barbarenuniversum zu passen, stört aber auch nicht, da die Hintergrundgeschichte völlig unbedeutend für den Spielablauf bleibt. Conan ist ein klassisches Plattformspiel à la Jump Man, in dem unser Held sieben Bildschirme überwinden muss, um das Spiel zu schlagen. Dabei müssen Gegner mit dem Schwert besiegt, Abgründe übersprungen und Schlüssel gefunden werden, die den Ausgang freilegen. Auch Teleporter stehen zur Verfügung. Objekte wie Schlüssel und Edelsteine werden durch Berührung aufgenommen und bringen Punkte.
Die Steuerung mittels Joystick, bei der nur sechs der acht möglichen Positionen verwendet werden, ist schnell erlernt. Conan kann laufen und springen, Leitern nach oben oder unten klettern und sein Schwert werfen. Ja, Conan wirft sein Schwert wie einen Bumerang, deshalb hat er zu Beginn zehn Exemplare im Gepäck, die er nicht zu schnell verbrauchen sollte. Das ist irgendwie unlogisch, wie vieles andere an diesem Spiel. Gelegentlich findet man neue, die man vor allem für die späteren Levels sammeln sollte.
Diese bewährten Genre-Zutaten könnten die Grundlage für ein unterhaltsames Jump’n’Run bilden. Tun sie aber nicht, denn weniger erfreulich als die Grundidee sind die technische, optische und musikalische Umsetzung. Die Hintergrundgrafik ist nicht gut, aber noch zweckmäßig. Die zweistimmige Melodie nervt, kann aber deaktiviert werden. Die Soundeffekte beschränken sich auf undefinierbare Zischgeräusche. Scrolling gibt es keines, jedes der sieben Levels findet auf einem Bildschirm Platz, der durchquert werden muss.
Technisch ist Conan äußerst mangelhaft umgesetzt. Der Code wurde von den Atari-Achtbittern portiert und mit sehr wenig Aufwand dem C64 angepasst. So wurde z.B. auf Sprites verzichtet, was sich bei der Hauptfigur in einem Dauerflackern äußert. Das ist aber nicht das größte Gebrechen des Spiels, denn wirklich mühsam wird es, wenn sich viele Gegner gleichzeitig am Bildschirm tummeln. Dann verlangsamt sich der Ablauf bis zur Unspielbarkeit. Unverständlich ist auch, dass Conan nur auf Diskette veröffentlicht wurde: Das Nachladen der einzelnen Bildschirme wäre bei einer etwas weniger unsauberen Programmierung unnötig gewesen und ist der Tatsache geschuldet, dass eine Menge überflüssiger Atari-Code in der C64-Fassung erhalten blieb.
Neben den technischen Unzulänglichkeiten plagen das Programm auch mehrere kaum nachvollziehbare Entscheidungen der Programmierer. So kann Conan tiefe Abgründe hinunterstürzen, ohne Verletzungen davonzutragen. Dafür kann er nicht einmal leicht erhöhte Stellen erklimmen und muss lange Umwege auf sich nehmen, um eine kniehohe Wurzel zu überwinden. In anderen Levels genügt ein Sturz aus geringer Höhe, um eines der drei Leben zu verlieren.
Punkte gibt es, wenn Conan einen Widersacher (u.a. Fledermäuse, Insekten, Drachen) besiegt, Edelsteine, Schwerter und Schlüssel findet oder Schlösser öffnet. Auch für das Beenden eines Levels gibt es Punkte, manchmal sogar ein Extraleben. Da es keine speicherbare Bestenliste gibt, taugt die Möglichkeit zur Punktemaximierung jedoch wenig als Zusatzmotivation.
Trotz all seiner Gebrechen ist das Spiel nicht ganz ohne Reiz. Da das Spiel in den ersten Levels nicht allzu schwierig ist, möchte man trotz aller Unzulänglichkeiten wissen, was einen am Schluss erwartet. Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte das besser mit der Apple-II-Umsetzung versuchen. Diese gilt als die gelungenste Version, auch wenn sie ebenso am Flackern der Hauptfigur leidet.